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Newsletter vom 15.06.2016

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Inhalt

Zum Nachdenken Gesundheit

Grüezi

Beim letzten Newsletter ist einiges schief gelaufen. Einige haben ein leeres Mail erhalten, andere einfach gar nichts ... Alle betroffenen Abonnenten, die sich bei mir gemeldet haben, konnte ich informieren. Doch auch ohne versendete Anköndigung können Sie meine Mitteilungen jederzeit auf der Internetsite einsehen. Weshalb so etwas passiert, kann an der Zeit liegen. Haben Sie schon erlebt, wie Ihnen die Zeit zwischen den Fingern zerrinnt? Mir geht es oftmals so. Auch dieses Jahr. Kaum hat das Jahr 2016 begonnen, haben wir schon wieder Jahresmitte. Und kaum ist der Newsletter im März versandt, muss ich bereits wieder daran denken, was ich wohl in Zukunft schreiben werde. Dabei ist das mit der Zeit doch so einfach:

Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag – jeden Tag, bis zum nächsten Brief im September 2016.

Robert Gruber



Zum Nachdenken

Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft?

«Was ist also die Zeit? Wenn mich niemand darüber fragt, so weiss ich es; wenn ich es aber jemandem auf seine Frage erklären möchte, so weiss ich es nicht. Das jedoch kann ich zuversichtlich sagen: Ich weiss, dass es keine vergangene Zeit gäbe, wenn nichts vorüberginge, keine zukünftige, wenn nichts da wäre. Wie sind nun aber jene beiden Zeiten, die Vergangenheit und die Zukunft, da ja doch die Vergangenheit nicht mehr ist, und die Zukunft noch nicht ist?»¹

Die Zeit ist nichts weiter als eine Folge linearen Denkens – der hilflose Versuch, dem vermeintlichen Chaos des Universums eine logische Struktur aufzuzwingen, um das letztendlich nicht zu Begreifende begreifbar zu machen.

Deshalb denken Sie an alle Personen und Dinge, denen Sie gegenwärtig nicht genügend Beachtung schenken, denn eines Tages wird aus der Gegenwart Vergangenheit geworden sein – und dann ist es zu spät.

¹ Augustinus Aurelius; (354 – 430), Bischof von Hippo, Philosoph, Kirchenvater und Heiliger
Quelle: Augustinus, Bekenntnisse (Confessiones), 397-401. XI, 14 26. Aus dem Lateinischen übers. von Dr. Alfred Hofmann (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 18; Augustinus Band VII) München 1914



Gesundheit

Die Zeit rennt uns davon

Früher haben Menschen in einer anderen Zeit gelebt. Diese Zeit war bestimmt durch die natürlichen Zyklen. Der Lauf der Sonne, der Wechsel der Jahreszeiten, Tag und Nacht, Schlafen und Wachen, Leben und Sterben, Puls, Atem, Stoffwechsel etc. Bedingt durch diese Taktgeber war es durch die Evolution nicht notwendig, den Menschen mit einem spezifischen Organ für die Zeitwahrnehmung auszustatten. Das ursprüngliche Zeitverständnis war zyklisch, es orientierte sich an den regelmässig wiederkehrenden Ereignissen.

Heute ist das ganz anders. Diese Taktgeber sind zwar noch vorhanden, doch orientieren wir uns nur noch am Rande danach. So ist es denn auch möglich, beispielsweise eine Sommerzeit einzuführen und damit die natürlichen Zyklen durcheinander zu bringen.

Von der zyklischen Zeitwahrnehmung hat sich ein lineares Zeitverständnis eingestellt. Wir denken linear, das heisst, dass wir die Zeit als Linie begreifen, die wie ein Strahl nur eine vorwärts gehende Richtung kennt.

Es begann bereits im 15. Jahrhundert, dass sich die Zeit zu beschleunigen begann. Damals erkannten die Kaufleute, dass man schneller als die Konkurrenten sein muss. So kam es, dass sie überlegten, wie die zeitfressenden Komponenten überlistet werden konnten. Das war übrigens auch ein Aspekt des aufkommenden Kreditwesens. Geld musste nicht mehr in Geldsäcken über grosse Distanzen transportiert werden.

Mit dieser Entwicklung war das «Tempo-Virus» in der Welt und nichts war mehr vor ihm sicher.

Um 1700 wurden die ersten Tageszeitungen mittels der Druckerpressen erstellt. Mit der ursprünglichen Gutenberg-Presse wurden in der Stunde etwa 240 Druckerzeugnisse geschaffen. Hundert Jahre später wurde diese Produktion mit der neuen Stanhope-Presse auf 480 Exemplare verdoppelt. Ebenso kamen die ersten Eisenbahnen, sodass der Dichter Heinrich Heine um 1843 notierte, dass «die Menschen ein bis dato unbekanntes Gefühl beschlich: das Gefühl, den Anschluss zu verlieren.»

Und trotz allem bewegte man sich noch in gemächlichen Welten, verglichen mit den Beschleunigungskicks, die das 20. und 21. Jahrhundert bringen sollten. Ab dem Jahr 1950 wurde Geschwindigkeit zum Allgemeingut. Als Folge des Wirtschaftsbooms konnte sich bald jeder Ferien leisten. Der Planet Erde «schrumpfte» – in Reisezeit gemessen war er vor 200 Jahren 50-mal grösser als heute!


² Prof. Dr. Peter Borscheid; Das Tempo-Virus: Eine Kulturgeschichte der Beschleunigung, ISBN-10: 3593374889
³ Die Stanhope-Druckerpresse wurde um 1800 von dem Briten Charles Stanhope erfunden.



Gesundheit

Wo ist die geschenkte Zeit geblieben?

Unsere ganze Welt ist inzwischen vollgestopft mit Zeitspartechnik, sowohl über– als auch unterirdisch – und rein rechnerisch stimmt es. Selbst mit verspäteten Bahnen sind wir 100-mal schneller unterwegs, als vor 200 Jahren. Die Kommunikation ist schnell geworden, der Haushalt ins Reine zu bringen ist heute mit den vorhandenen Hilfsmitteln gegenüber früher ein Klacks. So gesehen steht uns beinahe doppelt so viel Lebenszeit zur Verfügung, als damals unseren Ururgrosseltern.

In meiner Jugendzeit wurde noch am Samstag in die Schule gegangen und gearbeitet. Es gab früher Wochenarbeitszeiten von bis zu 100 Stunden, manchmal sogar bei einer 7-Tage-Woche. Nun haben wir sehr viel mehr Zeit zur Verfügung als allen Generationen vor uns.

Und doch geht die Rechnung mit der Zeitersparnis nicht auf. Paradoxerweise leben immer mehr Menschen im atemlosen Gefühl, dem Tempo hinterher zu hinken und immer weniger Zeit zu haben.

Einer, der dieses merkwürdige Phänomen besonders gründlich untersucht hat, ist der Soziologe Hartmut Rosa⁴, der an der Uni Jena lehrt und den Begriff «Beschleunigung» in die wissenschaftliche Diskussion eingeführt hat.

Der grosse Irrtum der heutigen Gesellschaft besteht darin zu meinen, wir könnten selber über unsere Zeit bestimmen. Stattdessen gilt: Es gibt kein Entrinnen, der Beschleunigungszwang verfolgt uns auf jeder Ebene. Aufgefressen wird der Zeitgewinn, weil der Gebrauch zeitsparender Techniken als selbstverständlich vorausgesetzt wird. Die Folge davon, dass man mit Hilfe von Smartphone, Computer und Internet vieles im Handumdrehen erledigen kann, lautet nicht: «Wir haben mehr freie Zeit», sondern: «Wir schaffen jetzt das Doppelte». Frei nach dem Motto «Geht doch!» wurde der allgemeine Aktivitätslevel auf die nächst höhere Stufe gehievt.

Wer ist eigentlich schuld am Tempo-Wahnsinn? «Gemeinsam haben wir uns Strukturen geschaffen, die das Lebenstempo immer mehr antreiben», diagnostiziert Hartmut Rosa. Zwar fühlen wir uns häufig als Opfer des Tempowahnsinns – in Wahrheit sind wir aber auch alle irgendwie selber schuld. Tatsächlich scheint der Mensch genetisch programmiert zu sein, ständig nach Verbesserungsmöglichkeiten zu suchen. Entsprechend wird das körperliche Belohnungssystem mit seinen Glückshormonen auch am zuverlässigsten aktiv, wenn Aufregendes und Neues lockt.

«Neu» – das heisst Veränderung, Verbesserung oder einfach nur Spass. Und je schneller man hinkommt, desto besser.


Hartmut Rosa (* 15. August 1965 in Lörrach) ist ein deutscher Soziologe und Politikwissenschaftler, der an der Friedrich-Schiller-Universitt Jena lehrt, dem Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt als Direktor vorsteht und die Fachzeitschrift "Time & Society" mit herausgibt.



Gesundheit

Bekommt man vom Lesen im Dunkeln wirklich schlechte Augen?

«Noch vor 50 Jahren dachte man, Kurzsichtigkeit wäre genetisch bedingt, mit nur ganz geringen Einflüssen durch die Umwelt», erklärt Ian Morgan von der Australian National Universität in Canberra. Doch dann hätten Versuche mit Affen und Vögeln gezeigt, dass man diese Fehlsichtigkeit auch gezielt hervorrufen könne. So wurden Hühnerküken (in Österreich auch Hühnerkücken) spezielle Matt-Brillen aufgesetzt, die ihre Sicht unscharf machten. Als Folge begann der Augapfel der Küken zu wachsen. Das von der Augenlinse erzeugte Bild traf dadurch nicht mehr genau auf die Netzhaut – die Küken waren kurzsichtig.

«Die Experimente haben gezeigt, dass feine Details auf der Netzhaut scharf abgebildet sein müssen, um ein übermässiges Wachstum des Augapfels zu verhindern», erklärt Frank Schaeffel vom Universitätsklinikum Tübingen. Das gelte auch für den Menschen. Wachsen Kinder beispielsweise mit einer getrübten Augenlinse auf, werden sie kurzsichtig – das Auge versucht so, die vermeintliche Weitsichtigkeit zu korrigieren.

Aber auch Lichtmangel kann diesen Effekt auslösen. Schaeffel und seine Kollegen vom Universitätsklinikum haben vor einigen Jahren Küken eine Art Sonnenbrille aufgesetzt und sie damit gezwungen, in dauerhaftem Schummerlicht zu leben. Auch diese Küken entwickelten eine Kurzsichtigkeit, allerdings in geringerem Masse als ihre Artgenossen mit der Matt-Brille.

Was aber heisst das für uns? Hinterlässt das Lesen unter der Bettdecke oder in der dunklen Zimmerecke tatsächlich bleibende Schäden? Nach Ansicht der Experten muss die Antwort darauf wohl «jein» lauten. Denn Studien zeigen, dass Kurzsichtigkeit in den letzten Jahren und Jahrzehnten vor allem unter Schulkindern dramatisch zugenommen hat. «Es gibt dabei einen engen Zusammenhang zwischen der in der Schule verbrachten Zeit und der Sehschwäche», sagt Morgan. So sei der Anteil der kurzsichtigen Kinder in Asien stark angestiegen, als sich dort das Bildungsniveau verbesserte und die Kinder mehr Zeit in der Schule und über ihren Hausaufgaben verbrachten.

Aber ist daran wirklich das Lesen schuld? Die Ergebnisse dazu sind widersprüchlich. Forscher halten es aber für Wahrscheinlich, dass die Ursache weniger das Lesen ist, als das vermehrte Stubenhocken der Kinder. Jüngste Studien haben gezeigt, dass ein häufigerer Aufenthalt im Freien Kinder gegen die Entwicklung der Kurzsichtigkeit schützen kann. Denn das helle Tageslicht führe dazu, dass im Auge der Botenstoff Dopamin freigesetzt werde. Dieser wiederum verhindere, dass der Augapfel übermässig wachse. Verbringen Kinder mehr Zeit in geschlossenen Räumen und halten sich weniger im Freien auf, fehlt dieser bremsende Effekt.

Dieser Zusammenhang erkläre auch, warum Stadtkinder häufiger kurzsichtig seien als Kinder auf dem Land. Meine persönliche Meinung entspricht nicht oben beschriebenen Erkenntnissen. Für mich ist die Erklärung einfacher. Die Augen der heutigen Jugend sind trainiert auf die Distanz einer Armlänge. Computerbildschirm oder Mobile-Spiele ...



Gesundheit

Ist es gefährlich, das Niesen zu unterdrücken?

Im Newsletter vom 15.09.2015 habe ich über das Schliessen der Augen beim Niesen geschrieben. In der Folge davon wurde mir die Frage gestellt: «Ist es gefährlich, das Niesen zu unterdrücken?»

Da hier die Aussagen auseinander gehen habe ich mich mit entsprechender Fachliteratur beschäftigt. Dabei kam es mir vor, als sei ich bei einer Packungsbeilage eines Medikamentes gelandet. Es ist kaum vorstellbar, mit welch möglichen und kaum je eintretenden Szenarien gewarnt wird. Das geht von Taubheit, Blutgerinnsel im Gehirn, Fehlgeburten etc. Alles Fälle, die wahrscheinlich kaum jemals vorgekommen sind.

Ein Niesen tritt mit einer Geschwindigkeit von unglaublichen 150 Kilometer pro Stunde in die Aussenwelt. Da kann man sich gut vorstellen, welch ungeheurer Druck in den Atemwegen aufgebaut wird. Da soll man sich einmal vorstellen was es bedeutet, diesen Druck schnell auf null zu unterdrücken. Dies geschieht, wenn der Luft der vorgesehene Weg zugemacht wird!

Die Luft will auf jeden Fall entweichen. Ist dies durch Mund und Nase nicht möglich, sucht sie sich einen anderen Weg wie beispielsweise durch die Nasenhöhlen oder den Verbindungskanal zwischen Rachen und Mittelohr. Da könnte es schon einmal zu einer Verletzung des Trommelfells kommen, dem häufigsten unter den erwähnten Extremfällen. Darum ist es auf jeden Fall sicherer, das Niesen nicht zu unterdrücken. Es hat ja auch eine wichtige Funktion, indem es die Atemwege von Schmutzteilchen befreit. Es sind dies gegen 40'000 Partikel je Niesen.

In jedem Fall sollte man auf das komplette Unterdrücken des Niesens verzichten. Zum lauten Prusten muss es trotzdem nicht kommen. Am besten hält man den Mund leicht geöffnet und die Ellbogenbeuge schützend vor Mund und Nase. Das ist hygienischer als in die Hand zu niesen, denn diese reicht man unter Umständen bald wieder einem Mitmenschen.

Wer in die Hand niest, sollte unbedingt ein Papiertaschentuch verwenden und sich danach die Hände waschen. Schnupfenviren können lange überleben. Es ist übrigens auch angenehm für das Gegenüber, sich beim Niesen von ihm abzuwenden.



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