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Newsletter vom 15.06.2014

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Inhalt

Nicht nur in eigener Sache Gesundheit Philosophie

Grüezi

Kennen Sie das Leben im Online–Modus? Immer und überall erreichbar zu sein? Alles muss oder sollte gleichzeitig erfolgen.

Es ist noch gar nicht lange her, da ist man zur Arbeit gefahren und hat dabei vielleicht noch eine Zeitung gelesen. Heute werden während der Fahrt zur Arbeit die aktuellen E–Mails gelesen, Kundengespräche geführt und allenfalls auch bereits die nächsten Termine vorbereitet.

Das sind die Auswirkungen der modernen Technik mit Internet und Mobilfunk. Doch wenn auch vieles durch das parallele Arbeiten erledigt wird, bleibt dem Einzelnen viel weniger Zeit. Das Leben artet in einen Stress aus, der jegliche Kreativität erstickt. Davon müssen wir uns hüten – und deshalb lesen Sie in Ruhe und mit Freude diesen Newsletter!

Ich wünsche Ihnen eine schöne Frühlingszeit und einen schönen Tag – jeden Tag, bis zum nächsten Brief im Juni 2014.

Robert Gruber



In eigener Sache

E–Coaching

Ob Lebens– und Beziehungsfragen, Gesundheit, Ernährung, Rechtliches oder Beruf und Karriere: E–Coaching entwickelt sich zur Alternative oder Ergänzung zur klassischen persönlichen Sitzung beim Therapeuten. Der Kontakt findet dabei per E–Mail, Telefon oder Chat statt.

Flexibilität, Schnelligkeit, die Unabhängigkeit von Ort und Zeit zählen zu den Vorteilen des E–Coachings. Viele schätzen auch ganz besonders die Anonymität und die Distanz zum Coach. Das Angebot im Netz ist umfangreich und oft sehr spezifisch. Anbieter sind beispielsweise in Deutschland auch Uni–Institute und Krankenkassen. In der Schweiz ist das E–Coaching in dieser Form nicht bekannt und wird hauptsächlich im Bereich der Lebenshilfe angeboten.

Nun habe ich mich dazu entschlossen, diese Form des Kontaktes ebenfalls anzubieten. Der Grund liegt darin, dass ich oft sehr lange Telefongespräche führe und anschliessend vom Kunden eine Rechnung verlangt wird. Dies ist aufwändig und deshalb verzichte ich meistens auf eine Rechnungsstellung. Doch aufgrund der systemischen Ausgleichsprinzipien wird so eine Ungleichheit geschaffen.

In diese Falle möchte ich nicht tappen. Aus diesem Grund habe ich beim Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) eine Business–Nummer eröffnen lassen. Ich überlasse es dann weiterhin dem Kunden, ob er mich über die übliche Mobile–Nummer, über E–Mail oder eben über diese Business–Nummer (siehe Impressum auf dieser Seite) kontaktieren möchte.

Leseempfehlung (eher schwierig): betreffend Systemische Ausgleichsprinzipien siehe «Ganz im Gegenteil, Tetralemmaarbeit und andere Grundformen Systemischer Strukturaufstellungen ...» von Matthias Varga von Kibéd und Insa Sparrer, ISBN 3–89670–423–0, Carl–Auer Systeme Verlag



Ernährung

Salz – Eine Prise Betrug

Manchmal ist es wirklich nicht leicht, sich eine Meinung zu machen, die einer wahren Realität entspricht. Die Schwierigkeit ist im Internet zu suchen und auch zu finden. Aber eben: Das Finden ist so stark manipuliert, dass meist nur noch der Industrie und dem Staat genehme Antworten geliefert werden. Das jedoch sind genau diese Meinungen, die uns weniger interessieren.

Passiert ist mir das mit der Recherche bei meinem Beitrag über das Salz. Ein typisches Beispiel ist die Aussage über die Jodierung. Da liest man beispielsweise:

«Jod ist nichts Unnatürliches; es kommt vor allem in Seefisch vor. Die meisten Deutschen nehmen jedoch zu wenig von dem Spurenelement auf. Ihnen droht eine Vergrößerung der Schilddrüse, im Volksmund auch Kropf genannt. Zudem gibt es immer mehr Hinweise, dass eine gute Jodversorgung in der Kindheit Konzentrations– sowie Lernschwierigkeiten vorbeugt und zu einer besseren kognitiven Entwicklung beiträgt.»

Das ist doch ziemlich manipulativ geschrieben. Im Gegensatz dazu schreibt Heinz Knieriemen in der Zeitschrift «Natürlich» (Ausgabe Februar 02/2014):

«Doch immer mehr Menschen leiden unter der Zwangsjodierung. Jod verursacht bei ihnen Schilddrüsenprobleme, Herzrasen, Schlaflosigkeit, Akne und zahlreiche weitere Beschwerden ...»

Es bleibt dem Leser freigestellt, welcher Ansicht er sich anschliesst. Und das betrifft nicht nur das Jod, sondern alle publizierten und kommunizierten Meinungen – dieser Newsletter nicht ausgeschlossen ...

Aufgrund dieser Beobachtung habe ich mir die Sache mit dem Salz ein wenig genauer angeschaut.

Falsche Erwartungen und bisweilen dreiste Täuschungen: Ursalz, Biosalz, Himalaya–Salz, Hawaiianisches Meersalz, Fleur de Sel. Eigentlich ein billiges Lebensmittel, erleben die weißen Körnchen eine wundersame Preisvermehrung.

Manche Versandhändler preisen ihr Meersalz als «Bio» an, einer zitiert sogar eine zwölfstellige Kontrollnummer für die Öko–Zertifizierung. Allein: Weder der Hersteller noch die zuständige Zertifizierungsstelle wissen etwas von diesem Vorgang. Das ist auch kein Wunder, denn Salz ist eine «Zutat nicht landwirtschaftlichen Ursprungs» und kann gar nicht biozertifiziert werden, sagt Harald Seitz vom AiD–Informationsdienst (Aid wurde am 5. Mai 1950 in Frankfurt am Main im Rahmen des Marshallplanes als „Land– und Hauswirtschaftliche Auswertungs– und Informationsdienst (AID)“ gegründet.), der vom Verbraucherschutzministerium finanziert wird: «Somit erhält es kein Bio–Siegel und darf sich auch nicht Bio nennen».

Das hält manche Händler nicht davon ab, mehr oder weniger unverhohlen die Bio–Qualitäten ihres Salzes anzupreisen – und abzukassieren. Für die angeblich biozertifizierten Körnchen verlangt der Händler fast das Sechsfache dessen, was der Hersteller veranschlagt.

Die meisten dieser angeblichen Bio–Produkte zeichnen sich durch Naturbelassenheit aus. Ihre Hersteller verzichten auf Zusätze wie die sogenannten Rieselhilfen, die verhindern, dass die Körner verklumpen. Deren Namen – etwa Natriumferrocyanid oder Aluminiumsilikat – mögen nicht unbedingt vertrauenserweckend klingen, die Trennmittel gelten offenbar als unbedenklich. Doch ganz egal, ob solche Stoffe enthalten sind oder nicht: Angebote, die mit Bio–Qualität werben, sind eine klare Form der Täuschung.

Doch wie steht es mit den speziellen Salzen wie beispielsweise dem Himalaya–Salz?

Für die Bröckchen dieses Salzes wird zuweilen das 50–fache des herkömmlichen Salzpreises verlangt, stammen sie doch angeblich aus dem mythenumrankten Gebirgszug. Wer das Kleingedruckte liest, erfährt allerdings, dass die meisten dieser Salze aus Pakistan kommen – aus riesigen, industriell arbeitenden Minen, die etwa 200 Kilometer vom Himalaya–Massiv entfernt sind. Man kann darüber streiten, ob das pakistanische Salzgebirge geologisch gesehen dem Himalaya zuzuordnen ist. Doch im Bereich des Himalaya–Massivs kommt kein besseres Kristallsalz vor. Chemische Analysen konnten keine wesentlichen Unterschiede zu anderen Salzen feststellen.

Da greifen wir doch besser zu dem sogenannten Ursalz. Auch mit diesem Namen wird Exklusivität suggeriert, die nicht vorhanden ist. Man muss kein Salz aus entfernten «Urmeeren» nach Europa karren, denn auch das Würzmittel aus hiesigem Abbau stammt aus Meeren, die vor 100 bis 200 Millionen Jahren verdunsteten, erklärt der Verband der Kali– und Salzindustrie.

Speisesalz besteht zu etwa 94 bis 99 Prozent aus Natriumchlorid. Der Rest setzt sich aus Stoffen wie Kalium, Kalzium und Magnesium zusammen. Eine gesundheitliche Wirkung ist von diesen Spuren nicht zu erwarten. Doch was ist mit den Geschmacksunterschieden, von denen Köche so oft schwärmen?

Marie–Anne Drake von der North Carolina State University war wahrscheinlich die Erste, die dieser Frage wissenschaftlich auf den Grund gegangen ist. 2010 löste sie 45 verschiedene Salzsorten aus allen möglichen Ecken der Welt in Wasser auf und gab sie professionellen Testern zur Beurteilung. Die Profis notierten einige interessante Aromen:

Einem indischen Gebirgssalz bescheinigten sie eine «eierartige» Note, die wohl von Schwefel–Komponenten herrührte. Ein australisches Salz assoziierten die Verkoster mit dem Attribut «rostiger Nagel», offenbar wegen der enthaltenen Eisenverbindungen. Hawaiianisches Meersalz erinnerte ein wenig an Kräuter, das vielgepriesene Fleur de Sel, das von Hand aus Meerwasserbuchten abgeschöpft wird, ist offenbar nicht nur hauchzart in seiner Konsistenz, sondern auch in seinem Plus an Geschmack. Die Tester bemerkten mit Mühe eine schwache blumige Note.

Egal, ob Meer– oder Steinsalz, egal ob Supermarkt– oder Gourmetsalz – die Unterschiede zwischen den einzelnen Produkten sind sehr gering. Verbraucher sind in der Regel weniger sensibel für geschmackliche Nuancen. Es scheint nun wirklich keinen Vorteil in den teuren Edelsalzen zu geben. Trotz all der Tests ist jedoch festzuhalten: Genaue Erkenntnisse stehen noch aus.



Gesundheit

Geheime Medizin oder "OFF–LABEL–USE"

Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie sind krank, haben möglicherweise eine Grippe und erhalten vom Arzt ein entsprechendes Medikament verschrieben. So weit so gut. Da es immer heisst: «Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage ...» nehmen Sie zu Hause das Medikament und lesen eben diesen Zettel – und versuchen diesen ein wenig zu verstehen.

Nun könnten Sie völlig erstaunt feststellen, dass dieses Medikament in seinem Ursprung eigentlich irgendeine Nervenkrankheit heilen sollte ...?

Das Medikament ist zwar behördlich zugelassen, der Einsatz hingegen erfolgt nicht im Sinne der Zulassung. Behandelt man nun die Grippe mit diesem Medikament, liegt «Off–Label–Use» vor.

Wenn Sie nun denken, dass das allenfalls äusserst seltene Vorkommnisse sind, täuschen Sie sich gewaltig. Das ist ganz einfach medizinischer Alltag. Bei den betroffenen Patienten handelt es sich um Personenkreise, die in Bezug auf medizinische Versorgung benachteiligt sind. Es sind dies beispielsweise Kinder, Senioren, Schwangere und Menschen mit seltenen Krankheiten. Für diese lohnt es sich nicht zu forschen und Milliarden auszugeben. Für Forschung und für die langwierigen und teuren behördlichen Zulassungsverfahren ist die Pharmaindustrie nicht bereit, für diese Patientengruppen zu investieren.

Uns interessiert es nun vor allem, wie es zu solchen fremden Anwendungen kommen kann.

Die Wissenschaft forscht weiter und stellt möglicherweise fest, dass die erforschten Stoffe noch andere Wirkungen zeitigen. Dann wird das Medikament, es ist schliesslich offiziell zugelassen, bei weiteren Krankheitsbildern angewandt. Dann ist es bald eine Standardtherapie, obwohl das Medikament für diese spezielle Anwendung keine Zulassung hätte. Und dies ist insbesondere bei Krebstherapien medizinischer Alltag.

Sollten Sie jemals selber eine Ungereimtheit mit der zu behandelnden Krankheit und den ihnen verordneten Medikamenten erahnen, lohnt es sich auf jeden Fall nachzufragen und Erklärungen vom Arzt zu verlangen.

Die «Off–label–Use» Anwendungen sind gar nicht so geheim, wie man eigentlich annehmen müsste. Für die Schweiz ist mir die Stelle nicht bekannt. In Deutschland gibt es den «Gemeinsame Bundesausschuss (G–BA)». Es ist eine juristische Person des öffentlichen Rechts und wird von den vier großen Spitzenorganisationen der Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen gebildet.

Das Problem für den medizinisch nicht geschulten Patienten liegt darin, dass der verwendete Wortschatz kaum verständlich ist. Oder können Sie etwas anfangen mit dem Titel: «Off–Label–Use Cisplatin in Kombination mit Gemcitabin bei fortgeschrittenen Karzinomen der Gallenblase und –wege». Ich muss da passen und trotzdem lohnt sich ein (einmaliger) Blick auf die Webseite: Verfahrensordnung des Gemeinsamen Bundesausschusses



Psychologie

Lie to me! – Lüg mich an! (2. Teil)

Es gibt im Grunde drei Ursachen, weshalb die meisten Menschen auf Lügen hereinfallen.

Für den ungeschulten Beobachter ist es sehr schwierig, Lügen zu enttarnen. Die Unterschiede zwischen Wahrheit und Lüge sind sehr oft gering. Dazu kommt, dass wir immer wieder einmal aufgefordert werden, auf unser Bauchgefühl zu achten. Doch auch dieses kann uns im Stich lassen und dann ist eine rationale Beobachtung dem Spüren vorzuziehen.

Viele Lebensratgeber empfehlen, auf die Intuition zu hören. Dies kann aber auch zu Leichtsinn verleiten. Dabei hängt es davon ab, was man untern Intuition versteht. Der Begriff hat eine emotionale Dimension, die uns dazu verleiten kann, irgendwelche Situationen falsch zu beurteilen. Ist jemand mutig und ehrgeizig, hat er womöglich auch dann ein gutes Gefühl, wenn die Lage heikel ist. So wird Intuition oft auch mit Erfahrungswissen gleichgesetzt, also die kumulierte Erfahrung über die Zeit, wie das typischerweise Bergführer oder auch Hochseesegler haben. Sich im Erkennen von Lügen auf die Intuition zu verlassen – das könnte schief gehen.

Zweitens führt eine Reihe typischer Fehler dazu, dass Wahrheit und Lüge oftmals verwechselt werden. Das liegt daran, dass wir auf diese Verwechslungen direkt «geschult» werden. Es wurde uns erzählt, dass wir beim Vorstellungsgespräch unbedingt unsere Hände kontrollieren sollten. Wenn wir uns nicht daran hielten, so würde man die grosse Nervosität beachten und das wäre wiederum ein grosser Nachteil für uns. Aber ist es denn besser, mit verkrampften gefalteten Händen auf dem Stuhl zu sitzen um damit die nervliche Anspannung zu verdecken? Ist es nicht völlig normal, dass der Mensch je nach Situation unter Lampenfieber leidet? Sich zu verstellen, ist auch unter Lügen einzuordnen und ist genau so schwierig wie die eigentliche Lüge.

Was den dritten Grund angeht, sind wir ziemlich machtlos. Manchmal möchte der Mensch die Wahrheit gar nicht wissen. Oder frei nach Kotzebue¹: «Wahrheit ist eine widerliche Arznei; man bleibt lieber krank, ehe man sich entschliesst, sie einzunehmen.»

¹ August Friedrich Ferdinand von Kotzebue [* 03.05.1761 in Weimar; † 23.03.1819 in Mannheim) war ein deutscher Dramatiker und Schriftsteller)



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