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Newsletter vom 15.09.2013

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Inhalt

Lifestyle Psychologie Psychiatrie in der Tierwelt Psychologie

Grüezi

«Erfahrungen, ob gewöhnlich, alltäglich, gewohnt oder ungewohnt, ob Eindrücke, Gedanken, Träume, Visionen oder Erinnerungen, ob merkwürdig, bizarr, vertraut, verschroben, psychotisch oder gesund, sind niemals objektive Tatsachen.»

Ronald David Laing (*7. Oktober 1927 in Glasgow, Schottland; †23. August 1989 in St. Tropez, Frankreich) war ein britischer Psychiater und einer der Gründer der antipsychiatrischen Bewegung.

Nun stellen Sie sich vor: Laut Deutscher Nationalbibliografie und VLB (Verzeichnis Lieferbarer Bücher) haben die Verlage 2012 insgesamt 79'860 Titel in Erstauflage herausgebracht, 2011 waren es noch 82'048. Das ist eine riesige Anzahl von denen nur ganz wenige im Buchladen zu finden sind. Auch im Internet findet man sie schlussendlich nur, wenn der Titel oder der Autor annähernd bekannt ist. Die meisten dieser Bücher beinhalten keine objektiven Tatsachen. Und dann lesen Sie diesen Brief und stellen fest, dass Sie auch diesem Inhalt eine der obgenannten Eigenheiten zuordnen könnten ...

Ich wünsche Ihnen einen sonnigen Herbst und einen schönen Tag – jeden Tag, bis zum nächsten Brief im Dezember 2013.

Robert Gruber



Lifestyle

Legales und kostenloses Hirndoping

Zeiten mit erhöhter Anstrengung lassen sich auf lange Sicht mit natürlichen Massnahmen besser bewältigen. Zentral sind zwei Grundbedürfnisse: Schlaf und Ernährung.

Wer Prüfungen oder strenge Arbeitsphasen mit Hilfe von Medikamenten meistert, wird in solchen Situationen zu Pillen oder zu illegalen Substanzen wie Kokain greifen. Die Gefahr der psychischen Abhängigkeit ist gross. Zudem sind Leistungen, die mit Hilfe künstlicher Substanzen erbracht wurden, nicht nachhaltig.

Strenge Zeiten ohne Drogen zu überstehen, ist nicht nur besser für den Körper, sondern auch für das Selbstwertgefühl und die Zufriedenheit. Gut zu wissen: Keine Droge dieser Welt macht intelligenter. Man kann nicht mehr aus sich herausholen, als schon drin ist. Es ist deshalb ratsam, das Potenzial auf natürliche Weise auszuschöpfen. Simple Massnahmen helfen dabei: gesunde Ernährung, regelmässige sportliche Betätigung und genügend Schlaf.

Auch Angespanntheit und Lampenfieber sind – in gesundem Mass – beste Voraussetzungen für Höchstleistungen. Diese beiden Faktoren setzen das körpereigene Adrenalin frei, das konzentriertes Arbeiten ermöglicht und das Erinnerungsvermögen verbessert.

Gerade am Erinnerungsvermögen zweifeln viele Menschen. Im Alter soll man offenbar vergesslicher werden – was hilft da mehr Schlaf und gesunde Ernährung? Dazu lesen Sie am besten den nächsten Beitrag!



Psychologie

Gedanken über Gedächtnis und Erinnerung

«Fast alles, was wir erleben, entschwindet uns wieder. Und das ist gut so: Vergessen können ist ein Zeichen von Intelligenz.»

Douwe Draaisma (*1953 in Nijverdal, Niederlande)

Douwe Draaisma ist Professor für Theorie und Geschichte der Psychologie an der niederländischen Universität Groningen. Er beschäftigt sich schwerpunktmässig mit der Entwicklung der wissenschaftlichen Erkenntnisse über die vielseitigen Erscheinungsformen und psychologischen Hintergründe des Gedächtnisses und der Erinnerung.

So ist es ungemein beruhigend zu wissen, dass das Gedächtnis im Alter gar nicht nachlässt, sondern nur auf etwas anderes fokussiert ist. Und wenn ich mich an dies und jenes nicht mehr erinnere, scheint das völlig normal zu sein.

In der Schule lernten wir, dass das Gedächtnis wie ein Archiv mit vielen Schubladen sei. Wenn man sich an etwas nicht erinnert, muss einfach die richtige Schublade gefunden werden und dort ist das Gesuchte gespeichert. Doch Draaisma findet das eine irrige Vorstellung. Denn sie redet uns ein, dass die Inhalte des Gedächtnisses fix sind wie die Papiere in einem Archiv. Aber unser Gedächtnis ist wandelbar, es wird beeinflusst durch unsere gegenwärtigen Gefühle und Interessen. Jedes Mal, wenn der Mensch eine Erinnerung abruft und wieder zurücklegt, hat sie sich verändert.

Je öfter ich mich erinnere, desto mehr ändert sich die Erinnerung. Die Erinnerung an dasselbe Ereignis wird mit vierzig eine ganz andere sein als mit zwanzig. Ganz einfach, weil sich in der Zwischenzeit das Leben verändert hat.

Im neurologischen Sinn kann das Gedächtnis nie zu voll sein. Es gibt so viele Hirnzellen und Verbindungen, dass man hundert Leben in einem einzigen Hirn speichern könnte.

Es wäre doch wenig nützlich, alles aufzubewahren. Das sei wohl der grösste Nachteil der Archiv-Metapher. Ein Archiv ist zum Speichern da. Das Kerngeschäft des menschlichen Gedächtnisses hingegen ist das Vergessen. Wir vergessen so viel mehr, als wir erinnern. Jedes Foto erinnert uns an die vielen, vielen Dinge, die wir vergessen haben. Und leider halten wir dies für einen Nachteil.

Es gibt seltene Fälle von Menschen mit einem wundersamen Gedächtnis. Sie erinnern sich an beinahe jeden Tag der letzten dreissig Jahre. Erwähnt man das Datum, weiss diese Person, wie das Wetter war und was sie genau unternommen hat. Doch so ein Gedächtnis ist eine grosse Behinderung. Solche Personen sind den endlosen Erinnerungen, die sie überfluten, hilflos ausgeliefert. Menschen mit so einem Gedächtnis haben Mühe zu abstrahieren, zu verallgemeinern und die Übersicht zu behalten.

Wir sollten das Vergessen mehr schätzen. Stellen Sie sich vor, Sie haben eine harsche Auseinandersetzung mit einem Kollegen, böse Worte fallen. Wäre die Erinnerung daran nach einem Monat noch immer gleich scharf wie zu Beginn, so wäre es schwierig, sich jemals zu versöhnen.

(Fortsetzung folgt)



Psychiatrie in der Tierwelt

Zwangsstörung in der Tierwelt?

Dass bei Menschen Zwangshandlungen und/oder Zwangsgedanken auftreten ist uns allgemein bekannt. Aber wussten Sie, dass diese Symptome auch in der Tierwelt auftreten?

Das kann beim Eichhörnchen beobachtet werden. Diese wirklich herzigen Tierchen verbringen den gesamten Herbst damit, hektisch Vorräte für den Winter zusammenzuklauben. Durchschnittlich verscharrt jedes Eichhörnchen 18'000 Koniferenzapfen und mindestens acht Kilo Nüsse auf einem Revier von rund 0,7 Hektar Grösse.

Bisher glaubten Forscher, die Tierchen könnten sich an einige dieser Verstecke später erinnern und die ganze Aktion hätte tatsächlich einen tieferen Sinn. Die erschütternde Wahrheit allerdings ist: Das Erinnerungsvermögen eines Eichhörnchens reicht höchstens drei Minuten zurück – die Kerle haben später keinen blassen Schimmer mehr, wo sie den Kram verbuddelt haben. Sie suchen im Winter völlig hysterisch all die Stellen ab, an denen man theoretisch die feinen Nüsse verstecken könnte – so ähnlich hat es im Herbst ja auch geklappt.

Das traurige Ende vom Lied ist: Fast 80 % aller Jungeichhörnchen überleben ihr erstes Jahr nicht. Dafür gehen fast 60 % aller Baumsetzlinge auf das Konto des krankhaften Sammelwahns ...

Nein, Elefanten haben keine Angst vor Mäusen. Die peinliche Wahrheit: Das einzige Wesen, das sie in Panik versetzt, ist ungefähr 100-mal kleiner als eine Maus – nämlich eine Biene.

Die Biene kann mit ihrem Stachel zwar kaum die dicke Elefantenhaut durchdringen, und auch ansonsten hat sie mit ihrem Elf-Millimeter Winzling-Körper einem Kampfgewicht von bis zu fünf Tonnen wenig entgegenzusetzen – doch allein ihr Summen löst unkontrollierbare Hysterie aus.

Bei Versuchen ergriffen 90 % der Elefanten binnen zehn Sekunden die Flucht. Dokumentiert wurden Laufgeschwindigkeiten von 30 km/h – und einige unschöne Zwischenfälle mit umgerannten Zebras. Inzwischen wird afrikanischen Bauern nahegelegt, zum Schutz ihrer Felder einfach Bienenvölker zu halten – der Erfolg ist nahezu garantiert. Wobei wir fairerweise einräumen müssen: Die dort heimische Ostafrikanische Hochlandbiene zeigt eine dreimal höhere Stechbereitschaft als andere Arten – und trägt den Beinamen «Killerbiene».

So sieht es also im Tierreich aus! Wenn Sie sich mehr über dieses Thema informieren möchten, finden Sie hier weitere Informationen im Internet: Wissenschaftliche Sicht: (http://www.biologie-online.eu/verhaltensbiologie) und alles, was die Tierseelchen plagen kann: (http://www.psychosoziale-gesundheit.net/psychiatrie/tiere.html)

Und bei den Menschen? Es fällt mir nicht schwer mich zu erinnern. Vor wenigen Tagen, mitten in der Nacht ein bekanntes sssssss... und schon war das Licht an und ich versuchte die Störenfriedin (es sind immer die Mückenweibchen ...) zu finden. Da scheinen doch zwischen dem Menschen und dem Elefanten dieselben psychischen Mechanismen zu spielen?!



Psychologie

Manipulation – die negative Seite der Psychologie

Wie schafft man es, dass Mitarbeiter freiwillig auf Ferien verzichten, Schüler ihre Hausaufgaben machen, Kunden einen grösseren Kaffee bestellen und die Hausfrauen unter der Tür einen Staubsauger kaufen, obwohl sie schon deren zwei besitzen?

Wenn wir von Manipulation und Überzeugungskunst reden, werden wir auf die eine oder andere Weise darauf reagieren. Die einen werden die negative Seite der Fremdmanipulation im Vordergrund sehen (vor allem diejenigen, welche dieser schon ausgesetzt waren oder vielleicht noch immer ausgesetzt sind), die anderen werden die Möglichkeit erkennen, andere von sich, seiner Meinung oder seinem Produkt zu überzeugen. Beides sind legitime Sichtweisen.

Die Frage ist nicht, ob Manipulation oder Überzeugungskunst, wie es die Befürworter nennen, gut oder schlecht, positiv oder negativ ist. Die Frage ist vielmehr, ob man sich mit dem Thema auseinandersetzen sollte. Und da ist die Antwort im Grunde ein deutliches JA.

Warum sollte ich mich mit dem Thema Manipulation auseinandersetzen?

Auch hier sind wieder die zwei Seiten der Medaille. Entweder ich möchte mich gegen Manipulation schützen oder ich möchte in meiner Argumentation überzeugender werden. In beiden Fällen ist es notwendig, sich über die Strategien und Tricks der Überzeugungskunst schlau zu machen. Kenne ich die Mechanismen, welche dahinterstecken, kann ich diese entweder anwenden oder erkennen und mich dagegen zur Wehr setzen.

Es ist doch so, dass der Grossteil der Menschen (ich nehme mich da nicht aus) sehr oft fremdgesteuert durch den Alltag gehen, ohne es überhaupt zu erkennen. Frust und schlechte Laune sind das Resultat. Wie wäre es denn, wenn man dagegen etwas tun könnte?

Man könnte sowohl erstaunt als auch erschüttert sein, wenn man erkennt, welche Möglichkeiten der Manipulation es allein in unserer Kommunikation gibt. Es brauchte einige Zeit, bis ich erkannte, dass man damit auch sehr viel Gutes tun und erreichen kann.

Heutzutage sieht man in der Gesellschaft eher die negative Seite der Manipulation, was mich nicht wundert, da wir ihr tagtäglich ausgesetzt sind. Werbung, Politik, "meinungsbildende" Medien verwenden die Techniken und Tricks der Überzeugungskunst in höchst eigennütziger und skrupelloser Weise.

Es gibt unzählige Facetten der Manipulation. Es ist erstrebenswert, wenn man sofort erkennen kann, wenn jemand manipulieren möchte und wie man sich wirksam dagegen zur Wehr setzen kann. In den vergangenen Jahren sind eine ganze Reihe neue Techniken entwickelt worden. Einige davon erscheinen auf den ersten Blick völlig harmlos und alltäglich. Und das ist genau der Umstand, der sie so gefährlich macht. "Verführung gelingt oft am besten, wenn wir nicht merken, dass wir verführt werden!"

Dazu ein Beispiel aus der Praxis mit einer Manipulation, der schon viele begegnet sind.

• Wie man es schafft, dass Kunden mehr Kaffee trinken ...

Viele Kaffee-Shops und Imbissbuden versuchen, ihre Kunden durch Bonuskarten an sich zu binden. Wer zehn heisse Getränke gekauft hat, bekommt einen Kaffee umsonst.

Ein Forscherteam aus Chicago fand heraus: Je mehr Stempel sich auf der Karte befinden, je näher die Kunden also ihrer Belohnung (Gratis-Getränk) kommen, desto schneller holen sie sich ihren nächsten Kaffee. Das brachte die Experten auf eine Idee. Statt der alten 10er-Karten liessen sie für eine Studie Karten mit zwölf Feldern drucken. Die ersten drei Stempel gab's direkt bei der Übergabe gratis. Die Folge: Die Kunden kamen deutlich häufiger, um sich ein Getränk zu bestellen und weitere Bonuspunkte zu sammeln – sie tranken also mehr Kaffee, als sie eigentlich wollten.

• Wie man Kunden abzockt, ohne dass sie es merken ...

Wer andere Menschen manipulieren will, sollte ihre Schwächen kennen. Eine davon ist das Gefühl von Trauer: Niedergeschlagene Menschen sind am leichtesten zu verführende Kunden der Welt, wie eine Studie der Forscherin Cynthia Cryder beweist. (Cynthia Cryder, Assistent Professor für Marketing, Washington University in St. Louis) Dass es so etwas wie Frust-Shopping gibt, weiss man schon länger. Wir tun uns etwas Gutes, um unsere Laune ein wenig aufzuhellen. Und genau das macht uns anfällig für Manipulationen. Cynthia Cryder fand heraus, dass traurige Testpersonen für dieselbe Ware fast viermal mehr Geld ausgeben als ausgeglichene Kunden. Frust-Shopper merken nicht einmal, dass sie über den Tisch gezogen werden. Im Gegenteil. Das Kauferlebnis verbessert ihre Laune automatisch – der Kunde behält seinen Geschäftspartner also in bester Erinnerung. Geld spielt dabei so gut wie keine Rolle. Also Vorsicht, wenn im Kaufhaus plötzlich traurige Geigentöne aus dem Lautsprecher klingen – es könnte sein, dass gerade jemand versucht, Sie zu manipulieren!

An diesen beiden Beispielen sieht man, wie unauffällig eine Manipulation daher kommen kann. Deshalb gilt immer: achtsam sein, eigenartige Sachen wie beispielsweise den Kaffeebon hinterfragen.



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